Vereinsgründung

Die Gründung des Vereins, erste Aktivitäten

Im Koordinatensystem des damaligen Kulturdezernenten, Wolfgang Böttjer, gab es noch einen geheimen Trumpf: die Gründung eines Vereins, der nach vollendeter Restaurierung die „pro cura“ übernehmen sollte.

BT-Bericht vom 20. Juni 1984

Dieser wurde dann am 15. Juni 1984 als „Verein Ovelgönner Wassermühle e. V.“ aus der Taufe gehoben, und es waren zunächst nur 22 Mitglieder, die sich, wie es damals hieß, um die „Bewirtschaftung, Instandhaltung und Organisation des noch wiederzubelebenden Mühlenbetriebes kümmern“ wollten (BT-Bericht vom 20. Juni 1984).

 

Die Gründungsmannschaft am 15. Juni 1984

 

Der Druchbruch war geschafft. Der Rat der Stadt Buxtehude kam schließlich zu einer eindeutigen Entscheidung zugunsten des lange Zeit umstrittenen „Renommierobjektes“. In einem in der „Neuen Buxtehuder“ erschienenen Kommentar vom 18. Juni 1984 heißt es unter anderem:

 

Somit in die Pflicht genommen, ließen die neuen Ehrenamtsträger von Anfang an Engagement erkennen und brachten sich in die einzelnen Planungsgremien ein, um dort konstruktiv mitzuwirken.
Vereinsmitglieder halfen tatkräftig bei den Aufräumungsarbeiten, bei der Entfernung der Verkleidungen an den Decken und Wänden in den ehemaligen Wohnräumen oder bei der Beschaffung von Feldsteinen für die Pflasterung des Gartenweges. Die künftige Funktion des Vereins aber das Signal zu der großen Herausforderung wurde mit der feierlichen Schlüsselübergabe am 18. Oktober 1986 gesetzt. Die gerade restaurierte Wassermühle wurde dem Verein zu treuen Händen übergeben und damit die hohe Erwartung verknüpft, etwas Sinn- und Niveauvolles gleichsam aus dem Nullstand zu schaffen.

Es war zunächst ein sehr kleiner Kreis von Aktiven gefordert, die „molina“ in ein ihr angemessenes historisch-stilvolles Licht zu rücken, d. h. ein ansprechendes Jahresprogramm für ein breitgefächertes Publikum zu entwickeln. Es galt a priori, dass wir uns und unsere Ziele nach außen hin positiv darstellten, um möglichst umgehend den Aktivenkreis zu erweitern, den Neumitgliedern ein Verbundenheitsgefühl zu vermitteln und je nach Eignung und Neigung für die vielfältig sich bietenden Aufgaben einsetzen zu können.
Bloßer Idealismus war gefragt, denn der Verein verfügte über keinerlei nennenswertes Kapital außer, und da lag die eigentliche Chance zum Erfolg, dem aus der Asche aufgestiegenen historischen Wertobjekt an sich.

Nach anfänglich noch vorwiegend improvisierten Führungen haben wir dann erstmals 1993 ein umfassendes und differenziertes Konzept erarbeitet und formuliert, das seit 1996 in erweiterter Form und unter Einbeziehung des historischen Backofens vorliegt und unsere Museumsführer in die Lage versetzt, anhand der Bestandteile des Gebäudes, des Mühlenwerkes bzw. des Steinbackofens Vergangenes, hier also vorindustrielles Leben und Wirken, lebendig werden zu lassen und den Besuchern anschaulich zu machen.

Unter diesem Vorzeichen fanden und finden auch unsere von April bis Oktober durchgeführten Mahl- und Backtage ihren Sinn und Wert, nämlich der Supermarktmentalität unserer postindustriellen Gesellschaft durch Vorführung naiver geschichtlicher Tradition entgegenzuwirken.

Zum Leben in der Mühle gehört aber auch die Pflege der heimischen plattdeutschen Sprache, die wir unter uns anwenden und deren Stellenwert in jedem Jahr durch Lesungen und Vorträge von nahmhaften niederdeutschen Autoren in der Mühle akzentuiert wird.

Nicht zuletzt hat sich, sozusagen als Nebenprodukt unseres gemeinsamen Tuns, ein intaktes, reges, lebendiges Vereinsleben entwickelt, das seinen Ausdruck findet in den übers Jahr stattfindenden Veranstaltungen, Wanderungen oder Ausfahrten, gemeinsamen Unternehmungen also, die sich vice versa positiv auswirken auf die Bereitschaft der Vereinsfreunde, ihre Zeit und Kraft immer wieder für die Erledigung unserer ehrenamtlichen Aufgaben einzusetzen.

Vor nunmehr 13 Jahren wurde die Idee geboren, ein vereinseigenes Journal zu erstellen und jährlich herauszugeben mit dem vorrangigen Ziel, der Öffentlichkeit umfangreichere und detailliertere Einblicke in unser Vereinsleben und – wirken zu vermitteln und mühlenbezogene Beiträge wissenschaftlicher und technischer Art zu publizieren. Also formierte sich damals ein Redaktionsteam, das seitdem effektiv und erfolgreich zusammenarbeitet und mit jeder Ausgabe nicht nur hier vor Ort beachtlich positive Resonanz erfahren hat.

Ich erinnere auch gerne daran, dass wir in demselben Jahr, also 1996, eine Würdigung der besonderen Art erfahren durften, als der angesehene „Verein Haus Fischerstraße 3“ unserem Verein gemeinsam mit der Stadt Buxtehude eine Bronzeplakette „als Anerkennung für Baukulturpflege in Buxtehude“ verlieh. Und ich bin sicher, jener feierliche Akt der Würdigung im Ratssaal war mehr als eine wohlwollende Geste, denn man war gut unterrichtet, was sich alles in den zurückliegenden Jahren in und um die „molina“ getan und abgespielt hatte. Mit großer Aufmerksamkeit wird man auch kurz zuvor registriert haben, mit welchem Eifer und Engagement unsere Handwerker die Grunderneuerung des der Mühle damals zugeordneten Backhauses und des historischen Backofens auf dem Reeseschen Hof vorgenommen hatten.

Der grundrenovierte historische Backofen

Unser Repertoire verzeichnete nochmals einen qualitativ nicht unerheblichen Anstieg, konnte doch von dem Zeitpunkt an die traditionelle bäuerliche Backkunst vorgeführt und insbesondere jungen Menschen der Weg „vom Korn zum Brot“ verdeutlicht werden.

Zu unserem Jahresprogramm gehört von Beginn an, also seit 1994, die aktive Teilnahme am „Deutschen Mühlentag“, und seit 1996 sind wir Mitglied der „Vereinigung zur Erhaltung von Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen e. V.“, des Dachverbandes, der uns übers Jahr mit vielfältigen Informationen versorgt. In ihrem landesweit erscheinenden „Periodikum“, „Der Mühlstein“, konnten wir bereits 1999 unsere damals 325 Jahre alte „molina“ präsentieren, und in diesem Jahr ist dort ebenfalls ein Text eingeplant, der über die Mühle und unseren Verein, seine Ziele und seine Arbeit, Auskunft gibt.

Nicht zuletzt ist die Wassermühle zu Ovelgönne seit gut neun Jahren entlang der vom „Mühlenförderverein Lüneburg“ initiierten und eingerichteten Mühlenstraße als „restauriert und voll funktionsfähig“ registriert.

Wir können also abschließend mit ein wenig Stolz feststellen, dass der „Verein Ovelgönner Wassermühle“ in den 25 Jahren seiner Geschichte sehenswerte Arbeit geleistet hat, und dafür möchte ich einmal mehr vornehmlich unseren aktiven Mitgliedern danken. In ihrem beständigen Engagement liegt das Geheimnis unseres Erfolges.

„Extra molina non est vita“

Werner Benecke (+)